Zum Glück konnten wir unsere Fahrräder mitnehmen und so fuhr ich am späten Nachmittag vom Campingplatz aus zur Donau, um ein Stück auf dem berühmten Fernfahrradweg zu fahren. Nachts um 0.30 erreichte ich die Spitze des Dreiecks wo die Drei Flüsse: Donau, Inn und Ilz sich treffen. Auf der Parkbank am Ende des Dreiecks saß ich und fragte die Donau: was soll ich denn nun machen? wo soll ich denn nun stehen? In Deutschland oder in Ungarn? Sie antwortete: fahr nach Ungarn. Ich schaute mir noch diese herrliche Stadt bei Nacht an und fuhr danach zufrieden zum Campingplatz. Ein Problem hatte ich noch. Wie erkläre ich meiner Familie, das wir nun doch nach Ungarn fahren.
Dritter Tag Montag 09.08 und noch 2 Tage
Am nächsten Morgen musste ich mir erst mal eine Tageszeitung besorgen. Welche Zeitung woll´ns denn? Egal, Hauptsache sie hat eine gute Wetterkarte! Eine gute Wetterkarte ist längst nicht in jeder Zeitung Standart. Ich suchte mir also die Beste aus und ging zurück um meine Familie auf das große Abenteuer vorzubereiten. Beim Frühstück stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass mein Sohn am liebsten weiter nach Ungarn fahren möchte. Er hatte auf dem Campingplatz ein Mädchen kennen gelernt, das auf dem Weg zum Plattensee war. Etwas “widerstrebend” stimmte ich diese Idee zu. Man muss wissen, das ich bis exakt zur Sonnenfinsternis das alleinige Bestimmungsrecht hatte, wann, wo und wie wir fahren. Meine Familie wollte auf keinen Fall in die Situation geraten, womöglich schuld am Scheitern der Beobachtung zu sein. Erst nach der Sonnenfinsternis hatte ich nichts mehr zu sagen und Sie durften bestimmen, wo es hingeht und was gemacht werden soll. Wir füllten als unerfahrende Wohnmobilfahrer noch den Wassertank randvoll um über Wien nach Ungarn zu fahren. An jedem Berg wurde uns dieser Fehler wieder bewusst. Auf der Höhe Wiens, las ich die Geschichte von Adalbert Stifter über sein Erlebnis von der Sonnenfinsternis vom 08.07.1842 in Wien. Kaum hatten wir die Alpen überquert änderte sich das Wetter schlagartig. Gleich hinter der Grenze kaufte ich mir eine Straßenkarte von Ungarn, denn in Deutschland bekam man immer nur Karten die leider nicht genau genug waren. Ich brauchte aber eine Karte die auch untergeordnete Wege darstellte, um so möglichst auch Wege innerhalb der Zentrallinie zur Donau zu finden. Eine solche Karte hatten sie zum Glück. Dort auf der Raststätte merkte man erst wie heiß es war. Es waren über 30 Grad und der Himmel war völlig milchig. Die Sonne schaffte es aber noch durch diese Suppe hindurch zu scheinen. Wir fuhren weiter zu einem Campingplatz an einem kleinen See zwischen den Plattensee und Budapest (Valence). Am späten Nachmittag waren wir dort und konnte nun alles ganz ruhig angehen lassen. Wir hatten nun genügend Zeit, denn unser eigentliches Ziel war keine 100 Km mehr entfernt. Der Platz war am äußersten nördlichen Rand des Totalitätsstreifens, sodass wir von dort für allerdings nur paar Sekunden die Sonnenfinsternis hätten sehen können.
Vierter Tag Dienstag 10.08 und noch 1 Tag
Am diesem Tag wurde das Auto zum ersten mal nicht einen Meter bewegt. Es war schwül heiß und man verbrachte den Tag mit schwimmen in dem extrem warmen Wasser das wohl 30 Grad hatte und dazu auch noch trüb war. Moritz quälte sich mit einer fürchterlichen Magenverstimmung und konnte diesen Ruhetag überhaupt nicht nutzen. Gegen Abend schaute ich mir mit dem Fahrrad die Gegend etwas an. Ich nahm mir fest vor am morgigen Mittwoch sehr früh aufzustehen um mir den Sonnenaufgang anzuschauen. Ein würdiger Auftakt für diesen besonderen Tag.
Fünfter Tag Mittwoch 11.08 jetzt ist der Tag endlich gekommen
Mit dem frühen Aufstehen wurde nichts, denn der Rotwein am Abend vorher hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Statt dessen wurden wir von einem lauten Knall um 6 Uhr geweckt. Vor Schreck knallte ich fast mit dem Kopf gegen den Alkoven. Das Wohnmobil schaukelte und als ich gerade aus dem Fenster schaute, flog das Vorzelt des Nachbarn weg. Annelie schaute mich voller Entsetzen und ängstlich an. Man sah in ihren Augen, das sie förmlich damit rechnete, das ich jetzt wohl gleich ausflippen werde. 27 Jahren auf diesen Tag gewartet, über 1400 km gefahren, eine Menge Geld ausgegeben und nun doch alles umsonst? “Jetzt wird erst mal der Himmel geputzt, denn immer wenn ein großes Ereignis bevor steht, macht man vorher seine Bude sauber” sagte ich ganz cool. Noch schnell ein Paar Aufnahmen mit der Videokamera und danach gemütlich Frühstücken. Das Unwetter war mittlerweile vorbei, aber der Himmel war immer noch total bedeckt. Beim verlassen des Campingplatzes um rund 9 Uhr musste man ein Stück bergauf fahren, sodass man von dort den See überblicken konnte. Tief unten in Richtung Südwesten sah man deutlich eine scharfe Wolkengrenze und der stahlblaue Himmel wurde sichtbar. Wir aber fuhren Richtung Südosten und damit mit den abziehenden Wolken mit.
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